Wer dem Winter entfliehen will, ist in Südwestaustralien bestens aufgehoben. Mediterranes Klima und sommerliche Temperaturen machen es ab Dezember zur perfekten Golferdestination.
Neun Stunden Sonnenschein pro Tag im Jahresdurchschnitt und sommerliche Temperaturen zwischen angenehmen 25 und 35 Grad Celsius ab Dezember sprechen eigentlich für sich. Die Region von Südwestaustralien und der Hauptstadt Perth bietet sich für Europäer als ideales Ziel für die Winterflucht an und lädt Daheimgebliebene zum Träumen ein. Wir haben uns vor Ort ausführlich umgesehen und festgestellt: Wer als Golferin oder Golfer den bekannten Winterdestinationen wie Spanien, Türkei, Südafrika oder USA überdrüssig ist, der kommt in Südwestaustralien in allen Belangen auf seine Rechnung. Wir haben die schönsten Möglichkeiten ausgekundschaftet, welche Perth und Umgebung zu bieten haben.
Entspannte Grossstadt Perth
Wer bereits mit Australien und seiner unendlich scheinenden Grösse Bekanntschaft gemacht hat, wird schon bald nach der Ankunft in Perth positiv überrascht sein, wie nahe hier alles beieinander liegt. Auch wenn der Linksverkehr anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, kommt man mit dem Mietwagen vom Flughafen in nur zwanzig Minuten Fahrzeit mühelos in die City. Perth, die Hauptstadt des Bundesstaates Westaustralien, zählt inklusive Agglomerationen rund zwei Millionen Einwohner. Trotz ihrer Grösse fühlt man sich hier als Besucher nie gedrängt, im Gegenteil. Die britischen Umgangsformen werden heute noch gepflegt. Auffällig wird das über Mittag in den zahlreichen Openair-Restaurants in der verkehrsfreien Wolf Lane oder im London Court. Hier gönnen sich Geschäftsleute der in Perth ansässigen Minenfirmen und Touristen im Schatten der Gebäude die verdiente Mittagspause in aller Entspanntheit. Am Abend trifft man sich dann in den unzähligen Bars zum Feierabend-Drink.
Wir haben den abendlichen Blick über die City von der «Treasury Lounge and Bar» im obersten Stockwerk des ausgezeichneten Hotels «Como - The Treasury» besonders genossen. Das Luxus-Hotel gilt derzeit nicht nur als bestes Hotel Australiens, sondern befindet sich mit seiner Rooftop-Bar und zwei Restaurants auch im angesagten Cathedral Square. Dessen historische Gebäude beheimaten diverse Shops, Bars und Restaurants. Nur einen Steinwurf vom Como-Hotel entfernt, spaziert man dann am Tag gemächlich auf der neu gestalteten Uferpromenade Elizabeth Quay dem Swan River entlang zum Kings Park. Vom erhöht gelegenen Botanischen Garten geniesst man den besten Ausblick auf die Skyline von Perth. Und wer sich einen Überblick über die heimische Vegetation verschaffen will, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben.
Paradiesisches Golf
Der heimischen Flora und Fauna kommt man als Golfer auf den vielen öffentlichen Golfplätzen von Perth und Umgebung unweigerlich näher. Besonders angetan hat uns in dieser Hinsicht der Wembley Golf Course in Wembley Downs, einem Wohnquartier von Perth. Diese sehr gepflegte Golfanlage verfügt über Restaurant und Pro-Shop, zwei 18-Loch-Plätze und über eine zweistöckige Drivingrange mit 80 Plätzen. Von deren oberem Stockwerk geniesst man übrigens einen spektakulären Ausblick auf Downtown Perth. Auf dem 1932 eröffneten Old Course spielt man zwischen riesigen Eukalyptusbäumen, in deren wohlriechendem Blattwerk sich ganze Papageien-Kolonien tummeln, die zeitweilen über unsere Köpfe schwirren. Der Kurs wartet als besonderes Merkmal mit einigen Doglegs und kurzen Par-4-Löchern auf. Eine Herausforderung bildet Loch 4, das als schmales Par-5-Fairway mit einer Länge von gut 430 Metern präzise Schläge fordert. Da der Old Course gänzlich auf Wasserhindernisse verzichtet, eignet er sich auch für wenig geübte Spieler. Anspruchsvollere Golfer wählen den Tuart Course. Dessen Front Nine bietet bei vier Löchern Wasserhindernisse und Loch 5 ist als Par-4 gar auf drei Seiten von Wasser umgeben. Die Back Nine dagegen fordert mit schmalen Fairways zwischen Eukalyptusbäumen wiederum viel Präzision. Alles in allem hat uns auf dem Wembley Golf Course nicht nur die entspannte Atmosphäre und die Tatsache begeistert, dass man hier problemlos als Zweierflight starten kann, sondern wir waren auch vom Greenfee überrascht: 18 Loch kosten unter der Woche gerade mal 25, am Wochenende 30 Franken.
Genuss und Golf in Margaret River
Nach dem Stadtbummel oder dem Golfspiel zieht es Perth-Besucher natürlich an den Strand. Denn der Indische Ozean bietet hier täglich perfekte Möglichkeiten zur Abkühlung und zum Relaxen am kilometerlangen Sandstrand. Trigg-, Scarborough-, City- oder Cottesloe-Beach sind nur einige der populären Strände, die sich im Grossraum Perth aneinanderreihen. Wer es etwas ruhiger mag, begibt sich auf eine Tagesausflug auf Rottnest Island. Die autofreie Insel vor Perth hat jede Menge einsame Buchten, kristallklares Wasser und die putzigen Quokkas zu bieten. Die kleinen Buschkängurus sind übrigens das beliebteste Selfie-Sujet der Insel. Rund drei Stunden Fahrzeit südwestlich von Perth stösst man dann in der Region der Ortschaft Margaret River auf weitere Attraktionen der Region. Hier interessieren nicht nur die menschenleeren Strände und eine atemberaubende Küstenlandschaft, sondern vor allem die zahlreichen Weingüter mit teilweise ausgezeichneten Restaurants. Alleine deren Angebote würden für einige Wochen Aufenthalt sprechen. Zu den bekanntesten Weinkellern zählt wohl Vasse Felix, dessen Chef-Winzerin Virginia Willcock in der Männerdomäne einen ebenso ausgezeichneten Job abliefert wie Küchenchef Aaron Carr am Herd.
In der Region nicht entgehen lassen sollte man sich aber auf keinen Fall einen Abstecher in den Margaret River Golf Club. Dessen Head-Pro Jon Farrell empfängt auswärtige Gäste im privaten Golfclub ebenso freundlich wie langjährige Clubmitglieder. Nach vorheriger Reservation spielt man hier auf dem Par-72-Platz die 18 Löcher auf einer Strecke von exakt 6092 Metern für knapp 35 Franken. Die Faszination des Kurses macht aber nicht die Tatsache aus, dass man sich auf den Fairways zwischen riesigen Bäumen wieder wie im Urwald vorkommt, oder dass das kupierte Gelände auch ohne Wasserhindernisse ziemlich anspruchsvoll zu meistern ist. Vielmehr muss man sich hier beim Spiel ganz besonders konzentrieren – um sich nicht von den unzähligen «Clubmitgliedern» ablenken zu lassen, die auf zwei Beinen hier und da übers Fairway hüpfen. Denn: Ganze Känguru-Familien leben seit Urzeiten in der Region und haben sich auch vom Bau des in den 1950er-Jahren erstellten Golfplatzes nicht vertreiben lassen. Die scheuen Tiere bilden auf dem Margaret River Golf Club deshalb eine weitherum bekannte Attraktion, die das Golfspiel zum unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Uns jedenfalls wurde beim verdienten Drink am Loch-19 auf der gedeckten Terrasse des Clubhauses rasch klar, dass dies nicht unser letzter Golfaufenthalt in Südwestaustralien bleiben wird.
(Erschienen im Magazin Golf&Country)