Ein Schäferhund im Kindergarten: An der Schule Opfikon zeigt der Einsatz von Therapiehund Fadrin exemplarisch, welchen Nutzen der Mensch von der Anwesenheit des Tieres haben kann.
Fadrin vom Schloss Forstegg mag es, wenn ihr die Kinder das Lieblingsspielzeug im Klassenzimmer verstecken. Für die ausgebildete Therapie-Schäferhündin gehört dieses «Versteckis» in der Klasse von Sandra Altorfer im Dorf-Kindergarten zu den Höhepunkten ihres Schulalltages. Und auch für die Kindergärtner ist es immer wieder spannend, zuzusehen, wie Fadrin mit sicherer Spürnase das Stofftier im Klassenzimmer ausfindig macht und freudig mit dem Schwanz wedelnd zurückbringt. Diese Interaktion Mensch-Tier gehört im Kindergarten von Sandra Altorfer zu den besonderen Momenten, die der gelegentliche Einsatz ihrer Hündin im Opfiker Klassenzimmer mit sich bringt. «Wenn Fadrin einen Tag mit uns im Kindergarten verbringt, herrscht im Klassenzimmer in der Regel eine durchwegs positive Atmosphäre», erklärt die ausgewiesene Therapiehunde-Ausbildnerin. Bis ein Hund aber überhaupt in die Schule kommen darf, braucht es eine fundierte Ausbildung.
Wichtige Charaktereigenschaften
Sandra Altorfer ist an der Schule Opfikon nicht nur seit über 20 Jahren Kindergärtnerin, sondern auch seit vielen Jahren versierte Therapiehunde-Ausbildnerin im Schweizerischen Schäferhund-Club (siehe Box unten). Als Verantwortliche des Ausbildungslehrganges für Hundehalter und ihre Vierbeiner hat die aus Opfikon stammende Kindergärtnerin selbst schon zwei eigene Hunde zum Therapiehund ausgebildet. Der Wunsch, mit den Tieren auch etwas Nützliches zu tun, bewegt die meisten Hundehalter zu diesem Schritt, wie sie sagt: «Ein Therapiehund gehorcht, hat einen guten Charakter, ist anständig erzogen und er zeigt gegen Menschen oder Artgenossen keine Aggressionen. Er lässt sich motivieren und ist bereit, Neues zu lernen. Diese Eigenschaften haben zwei meiner Hunde mitgebracht, weshalb ich sie mit Freude zu Therapiehunden ausgebildet habe.» Auch andere Lehrpersonen an der Schule Opfikon – wie Primarlehrerin Sandra Guntli und ihre Australian Shepherd-Hündin Safira – sind dem Beispiel von Sandra Altorfer gefolgt und bringen ihre für tiergestützte Pädagogik ausgebildete Vierbeiner sporadisch mit in den Unterricht. Ein solcher «Schulhund» bringt laut Ausbildnerin Sandra Altorfer viele positive Aspekte in das Klassenzimmer.
Positive Auswirkungen
«Ein Therapiehund spürt im Klassenzimmer vorhande Spannungen und Emotionen. Der Vierbeiner ist ein geduldiger und aufmerksamer Zuhörer, stellt keine Fragen, kritisiert und wertet nicht und erzählt auch nichts weiter», fasst Sandra Altorfer die positiven Eigenschaften zusammen. Vor allem die Kinder der unteren Schulstufen schätzen das gegenseitige Kennenlernen und den Umgang mit dem Tier. Wer mal traurig ist, findet beim Fellstreicheln Trost, wer Leseschwierigkeiten hat oder gehemmt ist, liest einem Hund entspannter vor (und wird dabei von der Lehrperson indirekt abgehört) oder wer sich eine Belohnung verdient hat, darf dem Hund ein Leckerli geben. «Mit dem Therapiehund können Schülerinnen und Schüler, die vor Hunden bisher Angst hatten, diese im direkten und von mir genaustens beaufsichtigten Kontakt mit dem Tier abbauen», erläutert Sandra Altorfer einen weiteren positiven Aspekt. Sie habe schon oft erlebt, dass der spielerische Umgang mit einem Hund im Klassenzimmer solche Ängste abbauen konnte. Und auch die von manchen Eltern geäusserten Hygienebedenken weiss die Hundespezialistin zu zerstreuen: «Therapiehunde werden häufiger als normale Familienhunde tierärztlich kontrolliert, da sie ja auch im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen, wo Sauberkeit eine wichtige Rolle spielt.» Sagts, und streichelt ihrer aus grossen schwarzen Augen treuherzig aufblickenden Fadrin vom Schloss Forstegg übers Fell.
BOX: Was ist ein Therapiehund?
Therapiehunde sind speziell geschulte Tiere, die keine Berührungsängste, keine Vorurteile und kein Leistungsdenken haben. Im Team erbringen die ausgebildeten Therapiehunde und ihre Halter regelmässig soziale Dienstleistungen in verschiedenen Institutionen (wie Schulen oder Spitäler), wo sich Menschen über einen Hundebesuch freuen. Therapiehunde vermitteln Nähe und Zuwendung und sind nicht von Vorurteilen und Erwartungen geprägt. Ab einem Alter von mindestens eineinhalb Jahren steht die Ausbildung zum Therapiehund allen Hunderassen offen. Für den nächsten Ausbildungsgang führt der Schweizerische Schäferhund-Club am 12. November in Kreuzlingen eine unverbindliche Infoveranstaltung mit Eignungstest durch. Infos dazu unter: www.sc-tht.ch